Kies und Sand vom Niederrhein – Fakten
Was ist Kies?
Das Wort Kies bezeichnet sowohl eine Korngröße als auch ein sogenanntes Lockersediment. Als Kies werden gerundete Gesteins- oder Mineralkörner bezeichnet, die einen Korndurchmesser zwischen 2 mm und 63 mm aufweisen (DIN 4022) und damit gröber als Grobsand sind. Man unterscheidet Feinkies (2-6,3 mm), Mittelkies (6,3-20 mm) und Grobkies (20-63 mm). Kies ist ein typisches Sediment in fließenden Gewässern. Die einzelnen "Steine" werden im Verlauf des Transports in Bächen und Flüssen abgerundet und zerkleinert.
Kies als Abbauprodukt ist damit ein Lockergestein (genau wie Sand) im Gegensatz zu sogenanntem Hartgestein, wie etwa Splitt, der durch Abbruch / Sprengung in Steinbrüchen gewonnen wird.
Bedarf
Was Kunden brauchen, wird gefördert. In NRW waren das im Jahr 2023 etwa 55 Mio. Tonnen.
Kiese und Sande sind wichtige und im wahrsten Sinne des Wortes, elementare Bestandteile unseres Lebens. Sie sind in unserem täglichen Leben allgegenwärtig. Ohne diese mineralischen Rohstoffe gäbe es keine Straßen, keine Radwege, keine Betonfundamente, keine Schulen, Kindergärten, keine Wohnhäuser, Sportanlagen, keine Gewerbegebiete und keine Brücken, aber auch keine erneuerbaren Energien. Auch als Filtermaterial für die Glas- und Keramikindustrie oder als Formsand für die Stahlindustrie sind sie ein unverzichtbarer Grundstoff. Selbst Hightech-Produkte, wie Computer-Chips oder Solarzellen, wären ohne Sandkristalle undenkbar.
Selbstverständlich kann man auch mit anderen Materialien , wie z. B. Holz oder Lehmziegeln bauen. Aber eben nicht alles, nicht so günstig und so schnell. Zudem sind nicht überall alle Baumaterialien zugelassen - etwa beim Bau von Autobahnbrücken. Beton ist hingegen erprobt, langlebig, sicher und im Grunde ein sozialer Baustoff, betrachtete man bautechnische Möglichkeiten, Baugeschwindigkeit und Baukosten.
Übrigens wird bereits heute ein Großteil des in NRW benötigten Bauholzes importiert.
Verwendung
95 Prozent der gewonnen Kiese und Sande werden in der Bauwirtschaft genutzt. Vor allem für Beton, der zu etwa 80% aus Gesteinskörnung und zu 20% aus Zement und Zuschlagstoffen besteht. Damit ist Beton der Hauptbaustoff in Deutschland, der sich zudem mehrheitlich aus heimischen, ausreichend vorhandenen Rohstoffen zusammensetzt.
"Hauptnachfrager", also Kieskunden, sind zu ca. 60 % Kommunen, Städte, Gemeinden, Landkreise, das Land NRW bzw. die Bundesrepublik Deutschland als "Bauträger". Steigt deren Nachfrage zum Bau für Wohnungen, Brücken, Straßen, Gewerbegebiete, Kitas, Krankenhäuser, Industrieanlage, erneuerbare Energie etc. steigt auch der Bedarf.
Regionale Vorteile
Heimische Rohstoffe bedeuten Unabhängigkeit, geringere Kosten und weniger CO2! Die Alternative, mineralische Rohstoffe statt hier vor Ort zu gewinnen, künftig zu importieren, hätte gravierende Preissteigerungen, enorme CO2-Belastungen und nicht zuletzt neue Abhängigkeiten zur Folge. Das kann doch, vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten beiden Jahre bzgl. Abhängigkeiten beim Thema Energie, nicht wirklich die Alternative sein.
Geologie
Die Kies- und Sandvorkommen an Rhein und Maas haben sich in den Eiszeiten der letzten zwei Millionen Jahre angelagert. Die Urströme Rhein und Maas transportierten verwitterte Gesteinsmassen aus den südlich angrenzenden Mittelgebirgen an den Niederrhein und sorgten hier für eine einzigartige Aufschotterung der Flussterrassen. Durch die Strömungsdynamik des Rheins lagerten sich genau hier – z. B. am Grund oder entlang der ehemaligen Flussarme – Kiese und Sande ab. Beim Blick auf die geologische Karte für Sand- und Kieslagerstätten in NRW wird sehr schnell deutlich, dass sich der Rohstoff Sand und Kies im Wesentlichen auf die Niederrheinische Bucht, d. h. den nordwestlichen Bereich NRWs, konzentriert.
Die Vorkommen liegen "oberhalb" des sogenannten Tertiär, einer Erdschicht in ca. 25 - 40 Metern Tiefe. Die Korngröße und die Qualität der Kiese und Sande nehmen rheinabwärts stetig ab, der Anteil an Sand pro Lagerstätte nimmt im Verhältnis zum Kies rheinabwärts zu. Kies und Sand sind damit eine wertvolle und wichtige heimische Ressource, bei der wir nicht auf Importe, lange kosten- und CO2-intensive Transportwege und Abhängigkeiten gegenüber Dritten angewiesen sind.
Die Kies- und Sandvorkommen in Deutschland reichen aus geologischer Sicht noch für viele hundert Jahre, wenn nicht sogar länger. Allerdings sind die Lagerstätten, wie oben beschrieben, auf einige Regionen, wie eben den Niederrhein begrenzt. Aus diesem Grunde konzentriert sich der Abbau jeweils an diesen Orten,
Es gilt der Grundsatz: Aus der Region für die Region.
Einsatz von Recyclingmaterial
Bereits heute werden über 90 % des anfallende Bauschutts wiederverwertet. Gleichzeitig kann diese Menge aber auch mittelfristig nur 15-20 % des Bedarfs an mineralischen Rohstoffen decken Es steht einfach zu wenig Ausgangsmaterial zur Verfügung - andernfalls müsste schlicht und ergreifend mehr abgerissen werden. Andere Alternativmaterialien gibt es nicht in ausreichender Menge und nicht zum vergleichbaren Preis.
Recyclingmaterial enthält neben Betonresten häufig auch andere, für die Betonerzeugung schädliche Stoffe, wie Ziegelschutt oder Gips. Damit ist es für viele Bauvorhaben – im wahrsten Sinne des Wortes – keine tragfähige Alternative.
Auch in Recyclingbeton stecken über 50% Primärkörnung drin. Am besten geeignet ist das Recyclingmaterial "alter Betonaufbruch". Sofern das Recyclingmaterial aber heterogen ist - also Anteile von Ziegel und anderen Stoffen enthält – braucht man mehr "Kleber", also hauptsächlich Zement. Zement hat aber im Gegensatz zur Gesteinskörnung eine schlechtere CO2-Bilanz. Mehr Recyclingbeton mit mehr "Kleber" bedeutet also mehr CO2!
Flächennutzung
Grundsätzlich verbrauchen wir keine Flächen. Flächen werden anderweitig genutzt. Das ist typisch für eine Kulturlandschaft. Auch durch die landwirtschaftliche Nutzung der letzten 50 Jahre hat sich das Landschaftsbild des Niederrheins deutlich verändert. Umweltfachleute sprechen häufig sogar von "artenarmen Intensiväckern", die nur geringe Biodiversität für Pflanzen und Tiere aufweisen. In aktiven Kieswerken sowie durch bzw. mit der Rekultivierung siedeln sich nachweislich jedoch seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten an. Renaturierte Flächen sind aus ökologischer Perspektive deutlich höherwertig einzustufen als zuvor. Und auch durch Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen wird niemand am Niederrhein verhungern. Zudem profitieren Flächeneigentümer durchaus von der Kiesgewinnung.
- Eigentümer / Landwirte entscheiden selbst über den Verkauf der Flächen. Ohne Verkauf, keine Abgrabung!
- Landwirte haben dadurch keine Nachteile, denn diese erhalten i.d.R. deutlich mehr Ausgleichsfläche im Tausch. Der Verkauf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche lohnt sich meistens, z. B. aus steuerlichen Gründen nicht, sofern der Besitzer die Fläche auch weiterhin landwirtschaftlich nutzen will. Vom Tausch profitiert der Landwirt.
- Tatsächlich verschwinden Weiden und Äcker zum Großteil, da diese als Ausgleichsfläche (zumeist Gehölzflächen) für Wohnbebauung etc. umgenutzt werden müssen (sogenannten Eingriffsregelung)!
- Die Nahrungsmittelversorgung bleibt gesichert.
- ca. 1 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden zum Anbau von Pflanzen für die Energiegewinnung verbraucht